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Die Gottfried Keller-Gesellschaft (Zürich)
und die Theodor Fontane Gesellschaft e.V. (Berlin, Neuruppin) veranstalten in
Zusammenarbeit mit dem Kulturhaus Helferei im Frühjahr 2006 gemeinsam ein
wissenschaftliches Symposium in Zürich, zu dessen Teilnahme sie auch die
interessierte Öffentlichkeit herzlich einladen.
Gottfried
Keller (1819–1890) und Theodor Fontane (1819–1898) gehören zu den wichtigsten
Autoren des Realismus. Liest und studiert man die beiden grossen Erzähler des
19. Jahrhunderts parallel, zeichnet sich ein facettenreiches Spiel von
Korrespondenzen und Differenzen ab. Die vergleichende Lektüre vermittelt
beispielhaft Einblick in die künstlerischen Positionen und ästhetischen
Verfahren, die das Schreiben in der nachrevolutionären Konstellation von 1848
bis zur Ausdifferenzierung der Moderne um die Jahrhundertwende prägen. Zugleich
verhilft die wechselseitige Erhellung dazu, die beiden Autoren in ihren
Eigenheiten, in ihren je besonderen biographischen und politischen
Zusammenhängen erkennbar zu machen.
Diskussionsgrundlage
der Tagung bilden Kellers und Fontanes Romane und Erzählungen, ins Blickfeld
rücken sollen aber auch ihre Gedichte, die Essays, vaterländisch-politische und
kritische Schriften sowie die Texte aus dem Nachlass. Beide Autoren haben zudem
ein Briefwerk von literarischer Qualität hinterlassen. Dieses verdeutlicht
ihre Zeitgenossenschaft in besonderem Mass. Keller und Fontane hatten viele
gemeinsame Bekannte und Freunde, unter ihnen Theodor Storm, Paul Heyse, die
Berliner Verleger Wilhelm und Hans Hertz sowie Julius Rodenberg, Herausgeber
der Deutschen Rundschau, oder Otto
Brahm, Literaturkritiker und Theatermann. Trotz dieser Verbindungen und obwohl
Keller zeitweise in Berlin, Fontane gelegentlich in Zürich weilte, kam es nie
zu einer persönlichen Begegnung, auch standen die beiden nicht in
brieflichem Kontakt. Fontane hat das Werk Kellers jedoch gut gekannt und auch
kritisch begutachtet. Keller hingegen, der belesen war und die Autoren seiner
Zeit nicht weniger kritisch beurteilte, hat sich über Fontane beharrlich ausgeschwiegen.
„Mit Gottfried Keller hätte ich gerne Freundschaft geschlossen“, gestand Fontane
wenige Jahre nach Kellers Tod, „denn er ist in meinen Augen der bedeutendste
deutsche Erzähler, wie Storm der bedeutendste Liebeslyriker seit Goethe.
Dennoch“, so ergänzte er in seiner charakteristischen Ambivalenz, „wäre trotz
bestem Willen auf meiner Seite wohl nie was daraus geworden. Ich fürchte, dass ich
ihm gründlich missfallen hätte“ (an Schott, 17. August 1898).
Das Symposium wird durch ein Einführungsreferat von Prof. Dr. Peter
von Matt eröffnet (Donnerstagabend, 25. Mai 2006, Zürcher Rathaus). Vorgesehen sind
10 weitere Referate (Freitag, 26. und Samstag, 27. Mai, Kulturhaus Helferei) zu
den Schwerpunkten Schreibweisen des
Realismus, Säkularisierung, Editionen und Editionsvorhaben, Chronik – Rezeption – Korrespondenzen
sowie Europäischer Kontext.
Geplant ist zudem ein Schlusspodium, das die Erträge der Tagung zusammenfassend kommentiert (Samstag, 27.
Mai, Kulturhaus Helferei).
Im Rahmen der Veranstaltung geplant sind zudem ein literarischer
Ausflug auf die Halbinsel Au und ein gemeinsames Abendessen im Zunfthaus zur
Meisen (26. Mai 2006), eine Lesung (27. Mai 2006) sowie ein literarischer
Spaziergang durch Kellers Zürich (28. Mai 2006).
Die
Referate des Symposiums werden als Publikation erscheinen, hrsg. von Ursula
Amrein und Regina Dieterle, voraussichtlich in der Reihe Fontaneana (Verlag Königshausen & Neumann, Würzburg).
Konzeption
:
Prof. Dr. Ursula Amrein und Dr. Regina Dieterle
Zürich, im August 2005
Für die Organisation:
Prof. Dr. Ursula
Amrein (GKG, Genf), Dr. Rainer Diederichs (Präsident GKG,
Zürich), Dr. Regina Dieterle
(Vorstandsmitglied TFG, Zürich), Bernd
Thiemann (Sekretär der TFG, Neuruppin), Dr. Rolf Zuberbühler (TFG, Gerlikon) sowie Dr.
Cornelia Vogelsanger (Kulturhaus Helferei, Zürich), Dr. Hansjörg Diener
(Literarische Vereinigung Winterthur), lic. oec. HSG Nicole Brockhaus-Soldenhoff (KS Enge-Zürich, Wirtschaft)
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